Gasse 2.0 – Die Zukunft der Feinerschließungsplanung

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Gasse 2.0Auf dem Forstlichen Unternehmertag in Freising am 22. März 2018 führte Holger Seidel vom Fraunhofer Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF das Publikum auf völliges Neuland. Seidel leitet beim IFF den Bereich Logistik- und Fabriksysteme. Als seine Stellvertreterin ihm die Idee der Entwicklung eines Algorithmus zur Planung von Rückegassensystemen im Wald vorstellte, dachte er aus seiner Industrieerfahrung, Algorithmen gibt es viele, eigentlich fehlen immer nur die Daten. Irrtum: Im Forst fehlen auch die Algorithmen, musste er erkennen.

Holger SeidelDie Praxis sind ungenaue Karten mit Abweichungen von 5-10 Metern, im Extremfall auch 50 Meter, erklärte Seidel. Die Anlage von Rückegassen ist Grundvoraussetzung für eine schonende Holzernte. Ihre manuelle Anlage durch den Förster ist enorm zeitaufwändig und birgt bei langfristigen Folgen hohe Unsicherheiten. Die Planung eines Rückegassensystems erfordert die Berücksichtigung zahlreicher Rahmenbedingungen. Abstand, Hangneigung, Bodenfeuchte oder Felsen sind nur einige. „Die Feinerschließung ist also ein hochkomplexes, mehrdimensionales Entscheidungsproblem“, folgert Seidel.

Die bisherige Aufgabe für das IFF-Team besteht in der Schaffung wissenschaftlicher Daten. Dazu werden typische Planungsfälle in der Praxis erhoben sowie betriebliche Intentionen ermittelt. Daraus entsteht dann eine algorithmenbasierte Gassenplanung. Es müssen Prozesse festgelegt werden. Eine Norm, wie man sie für jeden Prozess in der Industrie nachlesen kann, fehlt. Es muss entschieden werden, ob eventuell vorhandene Wege eingebunden werden können. Zielkriterien sind festzulegen und anschließend alle Parameter in einem Gesamtkonzept zusammenzuführen.

Nach der Feststellung der Vollständigkeit der Daten werden zu steile Flächen, Gewässer oder andere Hindernisse aus der beplanbaren Fläche ausgeschlossen. Das Planungssystem soll online verfügbar gemacht werden. Es liefert über 100 Varianten für eine zu planende Feinerschließung. Die Bewertung der Varianten erfolgt durch einen Analytisch-Hierarchischen Prozess (AHP). Geplant ist zudem die Möglichkeit, bei überraschend auftretenden Hindernissen, diese vor Ort einpflegen zu können und so neue Erschließungsvarianten zu erzeugen.

Für Forstbetriebe bietet das in der Entwicklung befindliche Systeme Vorteile hinsichtlich des Planungsaufwands und der Planungssicherheit. Perspektivisch könne auch das Gesamtwegenetz optimiert werden, so Seidel.

Forstunternehmer profitieren von einer besseren Datengrundlage, v.a. was Hindernisse betrifft, und können diese in Absprache mit dem Revierleiter sogar anpassen. Langfristig lasse sich damit auch der Rückeprozess optimieren, erläutert Seidel.

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